Resonanzraum

IMA Salon

Ima Salon knöpft an die Tradition der französischen Salons des 17. und 18. Jahrhunderts an.

„Die französischen Salons des 17. und 18. Jahrhunderts wetteifern mit den Akademien um die Aufmerksamkeit der Gelehrten. Während die Akademien zunächst selbst noch den Charakter von Salons hatten und Geselligkeit und Forschung miteinander verbanden, wurden später Wissenschaft und Allgemeinbildung voneinander getrennt… Die großen Pariser Salons bieten das einzigartige Beispiel kultureller Einrichtungen, die ausschließlich von Frauen geführt wurden. Diese privaten Zirkel spielten eine Schlüsselrolle bei der Umstrukturierung der französischen Eliten, denn in den Salons trafen sich der Adel mit dem Bürgertum.“ [ Londa Schiebinger, Frauen in den Anfängen der modernen Wissenschaft, 1989]

IMA Salon
resonanzraum 006

Transferiert auf die heutige Situation findet dieser im virtuellen Raum sein zu Hause, auf ima.or.at. Protegierten in den Salons des 17. und 18. Jahrhunderts gut gestellte Damen junge Männer so sehen wir unsere Aufgabe heute darin, möglichst vielen Frauen, aber auch ebenso Männern, Männeren die gerne einen etwas andren Blick auf ihre eigene Geschichte zu werfen bereit sind, eine interessante Plattform zu bieten.

„wenn ich den terminus male / female verwende denke ich mehr an historische strukturen / konstrukte als an biologische merkmale. jedes biologische geschlecht ist willkommen und eingeladen sich daran zu beteiligen diesen resonanzraum zum schwingen zu bringen.“ [Elisabeth Schimana 2005]

Die GastgeberInnen
bereiten Themenkomplexe vor, laden ExpertInnen aus Wissenschaft und Kunst ein und kümmern sich um das geistige und leibliche Wohl der Runde.

Die ModeratorInnen
Leiten und moderieren die virtuellen Gesprächsrunden und sind für die Aufbereitung der Materialien zuständig.

Der Salon gliedert sich in zwei Bereiche, einem ExpertInnenbereich und einem öffentlichen Bereich. Für beide Bereiche steht eine eigene ModeratorIn zur Verfügung.

Eine erste Themenstellung
Ahninnenforschung – wie waren Frauen an Prozessen in Kunst und Technologie beteiligt und wie waren ihre Utopien? Ein erstes Zeitfenster eröffnen wir von der Jahrhundertwende bis zum zweiten Weltkrieg.

Warum?
Viele Utopien stammen aus dieser Zeit. Vieles was wir heute als Medienkunst bezeichnen findet hier seine Ursprünge, vieles blieb Utopie, vieles ging im Sog der Geschichte, wohl auch durch die politischen Ereignisse, unter und kann heute neu entdeckt und bewertet werden.

„Die Elektrifizierung der Kunst brachte neben den schon vorhandenen Kunsttechniken eine Technisierung der Kunst. Die wissenschaftliche Entdeckung von unsichtbaren Medien (Röntgenstrahlen, Magnetfeldern etc.) bringt den Begriff Medium in einen seltsam vermischten Kontext aus Naturwissenschaft und Mystik…So ist für mich die Zeitspanne der Elektrifizierung (die ja mit der Verwissenschaftlichung des Äthers und der Strahlen auch mit einer Verwissenschaftlichung der Gesellchaft mit entsprechenden Utopien einherging) eine der zentralen historischen Zeiten um dem Begriff Medienkunst näherzukommen“ [Seppo Gründler, 2005]

Die Schwierigkeit
Ist es meist schon schwierig und aufwendig die Utopien der männlichen Kollegen zu erforschen so gestaltet sich die Suche nach den Ahninnen und ihren Utopien meist noch aufwendiger. Daher hoffen wir durch die Sruktur des Salons auf maximale Resonanz, Resonanz auch von möglichen Beteiligten deren Existenz wir noch gar nicht kennen.

Umfelder / Forschungsfelder / Vorbilder
Ein Beispiel: Mary Ellen Bute
Mary Ellen Bute wird als die erste Künstlerin, welche Wissenschaft und Kunst verbindet, bezeichnet. Ihre Arbeiten gelten als Musik für die Augen.
1931 traf Mary Ellen Bute erstmals auf Lew Sergejewitsch Termen, in seinem Atellier in N.Y. Sie arbeiteten gemeinsam an folgendem Experiment:

„We immersed a tiny mirror in a small tube of oil, connected by a fine wire which was led through an oscillator to a type of joy-stick control. Manipulating this joy-stick was like having a responsive drawing pencil, or paint brush that flowed light and was entierly under the control of the person at the joy-stick“ [aus Albert Glinsky, Theremin, 2000]

Weitere mögliche Umfelder auf der Suche nach den Ahninnen:
Umfeld der italienischen Futuristen
Beginn der Geräuschmusik/Maschinenmusik und Radioutopien.
La Radia vom Oktober 1933 weist schon damals weit über den Begriff des Mediums Radio hinaus, – Radio heißt ja auch im italienischen „radio“ und nicht „radia“. Es ist eine Metapher auf die vielfältigen Spielformen einer elektronischen Kunst, wie wir sie heute kennen, auf ihre grenzüberschreitenden und unhierarchischen Strukturen. [Andrea Sodomka 2004]

Umfeld Friedrich Kiesler, kinetisches Theater, einem Gesamtkunstwerk aus Farben, Formen, Klängen und Maschinerie, das seine gestalterischen Mittel nicht aus dem traditionellen Formenkatalog ableiten sollte, sondern aus den mechanischen und apparativen Mitteln seiner Zeit und deren Alltagskultur.

Output
Immer wieder haben Künstelerinnen den großen Wunsch mehr über ihre eigene Geschichte zu erfahren um daran anknüpfen und sich darauf beziehen zu können, eine Selbstverstädlichkeit für unsere männlichen Kollegen.

IMA Salon / resonanzraum 006 sollte dazu einen Beitag leisten. KünstlerInnen in Zusammenarbeit mit WissenschafterInnen sollen aktiv in den Prozess der Erforschung und Reflexion der Geschichte ihrer Ahninnen eingebunden und dazu motivieren werden sich auf theoretische Schriften wie praktische künstlerische Arbeiten ihrer
Kolleginnen in ihren eigenen Texten und künstlerischen outputs zu beziehen.

Zeitablauf
Innerhalb eines Jahres sollten zwei bis drei Themenfelder im resonanzraum 006 bearbeitet werden.

Ablauf:
– die GastgeberInnen werden von IMA ausgesucht und eingeladen
– die GastgeberInnen schlagen einen Themenberich vor, suchen sich ExpertInnen und eine ModeratorIn mit der sie zusammenarbeiten möchten
– öffentliche Kommentare die einfließen werden in die Ergebnisse der ExpertInnenrunde eingearbeitet.
– Aufbereitung der Daten und Eingabe in die Datenbank

IMA Utopie
In weiterer Folge sollte IMA sich um künstlerische Realisationen, welche auf dem erarbeiteten Datenmaterial aufbauen, bemühen. (Aufführungsmöglichkeiten / Finanzierung).

Elisabeth Schimana und Andrea Sodomka 2005