Intime Räume in 5.1

Kuratiert von Elisabeth Zimmermann | ORF Kunstradio – Radiokunst

Ausgangpunkt dieser Serie ist die 2009 entstandene 5.1 Radiokunstarbeit Intimate Space von Andrea Sodomka, die sich auf poetische Weise mit dem Themenkomplex Distanz, Kommunikation und Intimität auseinandersetzt.

Die Möglichkeit in 5.1 Surround Sound zu senden – nicht nur vorproduziert, sondern auch live – besteht in Österreich seit 2004. Der ORF war der erste öffentlich-rechtliche Rundfunk in Europa, der live in 5.1 sendete, den Auftakt dazu gab 2004 das Kunstradioprojekt Re-Inventing Radio mit einer Langen Nacht der Radiokunst. 2005 lud das Kunstradio den Schweizer Klangarchitekten und Künstler Andres Bosshard ein um einen 5.1 Workshop für KünstlerInnen zu geben, dieser fand im Studio RP4 des Wiener Funkhauses statt, wo bereits 1990 der RP4 Workshop KünstlerInnen den Zugang zu dem damals neuen digitalen Hörspielstudio RP4 und seinen Möglichkeiten gab.

Im Anschluss an den 5.1 Workshop entstand Andres Bosshards Zwischen Antares und Altair, in das er sonst ungehörte Sounds von z.B Aufwärmübungen eines Sängers miteinfließen ließ. Eine weitere Arbeit, die auf zufällig aufgenommenen, privaten Sounds und Aussagen beruht ist Sirenen, intim des Autors und Regisseurs Lucas Cejpek. Während für Sirenen, intim ebenfalls im Studio RP4 2005 bei der ORF Hörspielproduktion „Sirenen“ aufgenommen wurde, musste die in Berlin lebende Bildende Künstlerin Ines Lechleitner im Sommer 2008 in Teheran Gespräche und Klänge im öffentlichen Raum mit Hilfe eines unter ihrem Schleier verborgenen Mikrofons für A space of translation aufnehmen. Die kolumbianische Künstlerin und Filmemacherin Margarita Jimeno spielt in SPIT RADIO – Or the Road to Spitiskan fasziniert von der chinesischen Spuckkultur mit unserem Ekel vor dem Spucken. An einem völlig anderem Tabu lässt die deutsche Autorin Birgit Kempker die HörerInnen in I. Papa, short version aus der Sicht einer Geisel teilnehmen. In eine innere Soundlandschaft angereichert mit Aufnahmen aus Tibet, Nepal und Nordindien entführt der österreichische Autor und Radiokünstler Peter Pessl in Re-Inventing Tibet. Und die beiden kanadischen KünstlerInnen Anna Friz und Emmanuel Madan entwerfen in ihrer fiktiven Science-Fiction-Radiokunst The Joy Channel eine Welt, die versucht direkt die Gefühle der Menschen mit Hilfe von neuartigen Radioübertragungen zu manipulieren.