Read my Lips

Gerda Lampalzer’s Videoinstallation Translation aus dem Jahr 2003, nimmt die Idee zum Ausgangspunkt, dass in jeder menschlichen Sprache, auf der Ebene des gesprochenen Klanges, eine andere enthalten sein könnte. Um dieser Vorstellung nachzuspüren, wurden Konversationen mit vier nicht deutschsprachigen SprecherInnen durch das Mittel des digitalen Videoschnitts poetisch in deutsche Texte mit neuem Inhalt verwandelt.

4 HD Videos, 30:00 min

Die Reinterpretation von Gerda Lampalzers Translation verlagert dessen Konzeption auf die Ebene des Bildes, indem das Video der Sprecherin eines Textes in einer Sprache zum Ausgangspunkt für eine poetische Übersetzung durch Lippenleser, welche in anderen Sprachen sozialisiert wurden, gemacht wird.

Das Ausgangsmaterial für diese Übersetzung ist eine Auflistung künstlich geschaffener Sprachen, wie Esperanto und Volapük, oder Sprachen, die in Literatur und Medien vorkommen, wie etwa Klingonisch oder die fiktionalen Sprachen aus Tolkien’s Herrn der Ringe. Read My Lips versucht experimentell festzustellen welche möglichen Bedeutungen auf der Ebene des Phonetischen sich durch eine bestimmte Mundstellung ergeben könnten. Die Matrix der poetischen Übersetzung in Gerda Lampalzers Arbeit, die auf der Ebene der gesprochenen Sprache operierte und über den Schnitt Spuren im Videobild sichtbar machte, wird so verschoben, um die Möglichkeiten, die sich aus der Bildebene ergeben, zu erforschen. Gegenwärtige youtube Phänomene, wie das sogenannte “Bad Lip Reading”, aber auch die technologischen Entwicklungen AI gesteuerter lip reading Software, werden damit zum Hintergrund für diese experimentelle Anordnung.

Konzept, Kamera, Ton, Postproduktion: Axel Stockburger / Übersetzung: Lippenleser-Agentur Judith und André Harter, www.lippenleser.de / Schauspielerin: Brishty Alam / Sprecherinnen: Anna Ceeh, Marlene Maier, Emilia Lopez. Produziert mit Mitteln des IMA Institut für Medienarchäologie. Dank an: Gerda Lampalzer, Elisabeth Schimana, Dariusz Kowalski, Kai Maier-Rothe.