A space of translation | Ines Lechleitner (A/DE)

Dauer: 36:00

© Ines Lechleitner

© Ines Lechleitner

Im Sommer 2008 besuchte die Künstlerin Ines Lechleitner die Iranische Hauptstadt Teheran im Rahmen eines zweitägigen multidisziplinären Workshops. „Instances of translation“ wurde von Pages organisiert (Nasrin Tabatabai and Babak Afrassiabi) und brachte eine Gruppe von fünf Teilnehmern aus dem Bereich Kunst, Theorie und Design von der Jan van Eyck Academy mit iranischen Kollegen zusammen. Zwei Tage lang wurde in Form von Vorträgen, Präsentationen und Performances, gemeinsam über die verschiedenen Facetten von Übersetzung nachgedacht. Den Workshop und den Aufenthalt in Teheran nahm Lechleitner als Ausgangspunkt für eine Radiokomposition über den akustischen Alltag in Teheran.

Unterschiedliche soziale und architektonische Räume Teherans mit Ihren spezifischen Stimmungen und Begegnungen werden herausgearbeitet; Bruchstücke von Konversationen in vertrauter Sprache (Englisch und Französisch) unterbrechen die eher abstrakten Sequenzen und beziehen sich auf die aktuelle Situation und Geschichte des Irans oder liefern erklärende Hinweise auf eben Gehörtes. Musik und Gesänge, sowohl live als auch aus dem Radio, bilden einen wichtigen Teil der Raumakustik.
Das Tragen des Schleiers ermöglichte es Lechleitner, unbemerkt Aufnahmen an öffentlichen Orten zu machen. Da die Aufnahmetechnik grossen Einfluss auf die Bewegungen im Raum hatte, wird die körperliche Präsenz im Stück nicht verborgen sondern eher hervorgehoben (zB. Niessen oder Zurechtrücken des Schleiers). Zu Beginn von „A space of translation“ sind während einer Strassenszene Auszüge aus Gesprächen und Vorträgen des workshops zu hören. Anschließend folgen Streifzüge durch verschiedene Räume.

Ines Lechleitners Produktionsnotizen zu den Orten:
Laleh Park: ein historisch wichtiger Park im Zentrum Teherans; zwei verschiedene Realitäten: tagsüber ca 15h: sehr ruhig, wenige Menschen, öffentliches Unterhaltungsprogramm (Filmprojektion mit Lautsprechern um einen zentralen Springbrunnen); nachts ca 1h: Park voll von Menschen, Familien und spielenden Kindern; Picknick, Geschichten, ausgelassene Stimmung.

Taxis: immer und überall im Einsatz, halb öffentlicher, halb privater Raum, meist laute Musik und generell sind Leute gelassener als auf der Straße; ein Raum des Möglichen, der leichteren Konversation. Verschiedene Straßenszenen im Taxi.

Bazar: im Süden der Stadt, eine riesiger Komplex architektonischer Vielfalt und Epochen, zentrale Warenvergabe für die ganze Stadt; Tag vor dem Geburtstag des verschwundenen Imams, daher mehrere Festivitäten und besonders animiert, Mischung aus Gesprächen, Transporten jeglicher Art, Versammlungen mit Musik, verschiedene akustischen Räumlichkeiten.

Restaurant: halb öffentlicher, halb privater Raum und daher generell entspanntere Stimmung.

Schrein des Imam Khomeini: im Süden Teherans; Gedenkstätte und ideologisches Zentrum; Tasche mit Mikrophon wird am Eingang des Schreins gescannt.

ORF Kunstradio – Radiokunst
Technik: Martin Leitner
Erstsendung im Ö1 Kunstradio: SONNTAG, 24. Mai 2009.

© Lukas Hoffmann

© Lukas Hoffmann

Ines Lechleitner
Geboren 1978 in Wien, lebt als bildende Künstlerin in Berlin. Sie war Researcher an der Jan van Eyck Academie (NL) und studierte Freie Kunst am Ecole Supérieure des Beaux-Arts de Paris (FR), dem NSCAD- College for Art and Design Halifax (CA) und dem San Francisco Art Institute (USA). Aktuelle Einzelausstellungen: Objets Reposés, M_Museum, Leuven (BE 2012), The Imagines, Metro Galerie, Berlin (2012), Table of Contents – First Activations, Saprophyt, Vienna, (AT 2011), Convivio, Centre d’art Contemporain La Micro‘Onde, Velizy (FR 2011), The Hum, Sheffield Institute of Arts Gallery, Sheffield (GB 2011)
ineslechleitner.com