Erstarrte Stimmen

© Anne Wellmer

© Anne Wellmer

Anne Wellmer (DE/NL)

Stimmen hallen wider durch den Kreuzgang eines Klostergebäudes, ebenso wie das Knistern von Flammen, die sich allmählich ihren Weg bahnen. Als die Inquisition im 13. Jahrhundert Österreich erreicht, wird in Hainburg an der Donau das Minoritenkloster gegründet.

Der Gesang, auf den sich das Stück bezieht, ist eine mittelalterliche Hymne aus dem 12.Jhrhundert, die in einer frühen Notation bestehend aus Tiersymbolen im Kreuzgang der Kathedrale von Girona (Spanien) zu finden ist. In der katholischen Kirche ist das Singen traditionell den Männern vorbehalten. Entgegen dieser Tradition sind hier weibliche Stimmen zu hören. Die elektronische Manipulation einer einzelnen Stimme (ent)führt die HörerInnen mitten in den Gesang hinein. In der Verschmelzung mit dem Zirpen und Summen von Bienen und Grillen wird die Stimme zum Träger eines ursprünglichen mystischen Klanges. Während Stimme und Wort in ihren Ursprüngen zu erstarren scheinen, wird der Gesang der Insekten zum Träger von Feuer und Wärme.

frozen voices bringt zum Schweigen gebrachte Stimmen noch einmal zum Klingen.
Sopran: Mikae Natsuyama

Lateinische Hymne (12.Jhr.):
Cunctis intere o stat generosior Virgo Martyribus, prodigio novo.
In tantis moriens, non moreris, Parens, Diris fixa doloribus. Amen.

Deutsch (E. Theodorakopoulos),
Aber die Jungfrau steht edler als alle Martyrer: Ein neues Wunder.
Mutter, gequaelt von so viel Todesschmerz, stirbst du nicht. Amen.