HAUTEN – herbstliches Schinden

Nicole Pruckermayr (A)

Nicole Pruckermayr, Hotel Altes Kloster | Foto: Lena Tikhonova

Schinden als Erneuerung – eine Erleichterung, als Klärendes, vielleicht Heilendes. So befreiend es sein kann, Ballast abzugeben, so beklemmend kann es gleichzeitig sein, intime Relikte von anderen zu sehen und zu begreifen.

Im Hotelzimmer finden zwei Tage hindurch Hautabdruckssitzungen statt. Zu festgelegten Zeiten werden performativ Latexabdrücke der menschlichen Haut verschiedener Personen abgenommen. Fein säuberlich, möglicherweise teilweise etwas schmerzhaft – je nach Körperteil und Haarwuchs – werden Abdrücke von Körperstellen angefertigt, die die Personen selbst wählen können. Ähnlich wie Hautpartikel, die wir alle und kontinuierlich verlieren, werden diese Hautteile im Hotelzimmer bewusst verloren, bzw. hinterlassen. Dreimal täglich können die BesucherInnen unbeaufsichtigt im Hotelzimmer die Häute begutachten, umordnen oder einfach wegnehmen.

Diese Relikte des Häutungsprozesses zeigen Gemeinsamkeiten und Unterschiede von verschiedenen Häuten. Durch den Abdruck der Haut wird die Gemeinsamkeit der Menschen als Menschen ohne farbigen Haut- oder Genderunterschied sichtbar. Der Abdruck ist auf wenige Eigenschaften der Haut reduziert und dennoch gibt er sehr viel Preis.