GAMMA

Günther Rabl

© Günther Rabl

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INTERMEZZO (als Einleitung) – GAMMA – VANDERPOL – SCRATCH (2014-15)

Eine dreiminütige Aufnahme eines Solos der japanischen Koto-Spielerin Chieko Mori ist die Basis der gesamten Komposition. Mit Ausnahme der ‚Idylle‘ am Ende von SCRATCH und dem INTERMEZZO sind alle Teile ausschließlich aus diesem Klangmaterial entwickelt. Jeder Teil baut auf einer anderen Methode auf. In GAMMA sind es Schichtungen und Kumulationen, zum Teil tatsächlich durch Gamma-Funktionen, wobei sich in kürzester Zeit Scharen von Klängen entwickeln.

In VANDERPOL sind Vanderpol-Resonatoren auf ein unerbittliches, verzerrtes Bassmotiv angesetzt. Wie alle Resonatoren bedürfen sie einer Anregung, suchen sich aber ihre seltsamen Frequenzen selber aus.

In SCRATCH schließlich bediene ich das ‚Scratching‘ – eine Methode, die man von den DJs und Turntable-Spielern kennt, die aber schon gut 60 Jahre alt ist (nicht auf Vinyl, sondern mit Tonband). Der Computer eröffnet eine weitere Dimension: Scratching lässt sich durch Funktionen steuern und automatisieren, auch mit Geschwindigkeiten, die manuell nicht im Entferntesten erreichbar sind. Die Klangtypen, die dabei resultieren reichen von mächtigen Rhythmen und Drones bis hin zu pulsierenden Tönen in allen Lagen. Die Musik mündet in ein hohes Flirren. Da taucht ein neues Element auf, ein ‚Ständchen‘, die bislang unveröffentlichte, nur wenig veränderte Aufnahme einer Session (Chieko Mori Koto, Michael Galasso Geige, Frank Colon Drums, aufgenommen in The Looking Glass Studio, NY, 2001). Eine Idylle, aber das hohe Flirren hört nicht auf und ist am Ende das einzige musikalische Element, das übrig bleibt. Die Idylle erweist sich als letzte Halluzination.

GAMMA war der musikalische Teil der Tanztheaterproduktion MEDUSA*EXPEDIT von Bert Gstettner im Oktober 2015 in der Ankerbrot Expedithalle in Wien.

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